Geschichte:

Die Rasse ist im Laufe der Jahrhunderte im Südtiroler Pustertal und seinen Seitentälern entstanden. Ihr guter Ruf gelangte seinerzeit sogar bis in die ehemalige Kaiserstadt Wien, wo sie auf den dortigen Abmelkbetrieben gerne für die Milch- und Fleischerzeugung gehalten wurde. Die damals in der Kaiserstadt aufblühende Tierzuchtwissenschaft bezeichnete die "Pustertaler" als die beste Rinderrasse der K+K-Monarchie. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Rinderschlag in züchterische Bearbeitung genommen.

 

Der Name "Pustertaler" stammt vom Ursprungsgebiet, in welchem auch die Bezeichnung "Schecken" und "Sprinzen" geläufig waren und sind. Der Name Sprinzen wird auch in manchen Publikationen mit „t“ geschrieben (Sprintzen). Ihre besondere Farbkennzeichnung brachte der Rasse auch den Titel „Schönste Rinderrasse“.

 

Die beiden Weltkriege mit den neuen Rahmenbedingungen auf staatlicher wie auch administrativer Ebene setzten der Rasse stark zu. Anfang der 50er Jahre gab es noch 300 registrierte Kühe. Nur einige wenige passionierte Züchter verhinderten das Aussterben der Rasse.

 

Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrtausends kamen die Pustertaler erneut nach Österreich. Seit 2000 gibt es auch ein Generhaltungsprogramm. Mit diesem Programm konnte eine wesentliche Basis geschaffen werden für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Rasse. Heute gibt es Züchter in allen Bundesländern. Mittlerweile gibt es in Österreich etwa 350 Züchter mit ca. 3.000 Tieren.

Gebiet/Region:

Pustertaler Sprinzen werden heute in Österreich in den Bundesländern Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien gezüchtet. Auch der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Schönbrunn beheimaten einige Tiere dieser Rasse.

Verbreitung finden Pustertaler Sprinzen auch in Südtirol und in Deutschland.

Pustertaler Sprinzen:

Pustertaler Sprinzen sind auch als Pustertaler Schecken bekannt. Die Bezeichnung leitet sich von der Zeichnung der Tiere ab. Sind die Farbflecken klein und gesprenkelt (wie Farbspritzer) spricht man von „Sprinzen“, sind sie groß und zusammenhängend spricht man von „Schecken“. Früher sprach man je nach Farbe und von der Pigmentierung des betroffenen Körperteils von Schwarz- oder Rotkopf beziehungsweise von Kopf- oder Leibsprinzen.

Die Rasse ist wegen ihrer Weidetüchtigkeit und ihren guten Muttereigenschaften bestens für die Mutterkuhhaltung geeignet. Die Milchviehhaltung dieser Rasse spielt daher eine eher geringere Rolle.

Rassenbeschreibung:

Die Pustertaler Sprinzen sind mittel- bis großrahmige, behornte Rinder mit gutem Rumpf, feinem Knochenbau, trockenen Fundamenten (wenig Fleisch am Gelenk), mit korrekten Körperverbindungen und gesunden Klauen.

Die Grundfarbe der Tiere ist weiß. Die farbigen Partien treten entweder als rot oder schwarz auf. Ohren sowie die Umgebung von Flotzmaul und die Augen sind pigmentiert. Die Körperseiten oder Flanken sowie die Gliedmaßen sind ebenso gefärbt. Bei den Übergängen von der Farb- zur Weißfärbung treten mehr oder weniger stark ausgeprägte Farbtupfen auf. Die Farbausprägung kann sehr gering (fast weiße Tiere) bis stark gedeckt sein.

Die Kühe erreichen eine Widerristhöhe zwischen 130 und 140 Zentimeter mit einem Lebendgewicht von 580 bis 800 Kilogramm. Die Stiere sind etwas größer und erreichen eine Widerristhöhe zwischen 135 und 145 Zentimeter mit einem Lebendgewicht von 800 bis über 1.000 Kilogramm.

Eigenschaften:

Pustertaler Sprinzen zeichnen sich durch ihre Vitalität, Robustheit, besondere Fleischbetonung (gute Muskelfülle), gute Futterverwertung, Genügsamkeit, perfekte Anpassung an die lokalen Verhältnisse, hohe Fruchtbarkeit, leichte Abkalbung, Frohwüchsigkeit der Kälber sowie durch ihre Charakterstärke, Klauenstabilität, Langlebigkeit, Mastleistung und hohe Fleischqualität aus.

Sie gelten allgemein als ruhig, neugierig und nervenstark. Auf der Weide zeigen sie sich aber auch temperamentvoll und den Herdengenossen gegenüber auch kampflustig.

Die Milchergiebigkeit und die Eutereigenschaften sind ausreichend. Die Milchleistung beträgt im Durchschnitt zwischen 2.000 und 4.000 Kilogramm pro Jahr, spielt jedoch im Gegensatz zur Fleischerzeugung eine untergeordnete Rolle.

Erzeugungsverfahren:

Zucht/Mast:

Pustertaler Sprinzen eignen sich aufgrund ihrer Genügsamkeit besonders für die extensive Weidehaltung. Die Tiere haben an mindestens 90 Tagen im Jahr die Möglichkeit zur freien Bewegung (Weide, Auslauf, Laufstall).

Eine Kuh kalbt einmal jährlich. Die erste Abkalbung erfolgt zwischen 28 und 30 Monaten.

Die Tiere werden sowohl künstlich als auch im Natursprung besamt, was von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich ist.